Der Tages Anzeiger schrieb im Dezember 2009:

Alte Liebe

Ovomaltine

Die Getränkesituation ist ja im Winter stets etwas angespannt, wenn man wie ich keinen Kaffee und keinen Tee trinkt, wenn man beides nicht mag, wobei Kaffee immerhin fein riecht, Tee aber immer bloss an Krankheit und Siechtum erinnert. Em Heissgetränk muss aber her, wenn es draussen so kalt ist, man kann ja nicht immer Bier trinken. Und da gibt es nur eines: eine Ovi. Die Ovi ist ein sehr ehrliches Getränk, das gibt es heute eigentlich gar nicht mehr. Sie trocknet in ihrer Bescheidenheit Latte macchiato oder Cappuccino, oder wie das alles heisst, mit links ab, nur schon weil sie gesünder ist und vor allem schneller zubereitet. Die Ovi hat diesen ganzen Firlefanz mit Schäumchen und Verzierungen nicht nötig und kommt unaufgeregt in diesem Plastikbecher daher. Und erinnern an früher tut sie einen auch. Da gab es jeden Morgen ein grosses Glas heisse Milch mit drei Löffeln des braun glitzernden Pulvers, und danach bin ich trotz meiner ausgeprägten Aversion gegen sportliche Betätigungen dynamisch aufs Velo gestiegen und in sämtliche Kurven des sieben Kilometer langen Schulwegs gelegen, dass es eine Freude war. Da ist selbst Red Bull ein Schmürzeliwasser dagegen, und trösten tut es erst recht nicht. Das macht nämlich die Ovi auch noch: Sie ist ein Seelenwärmer. (bwe)